Start » Neuigkeiten » Neue Studie beleuchtet Chancen und Herausforderungen
Eine aktuelle Studie zur Gesundheitswirtschaft in Südwestfalen zeigt, wie die Region von Innovationen, Netzwerkarbeit und neuen Marktstrategien profitieren kann. Gleichzeitig stehen die Unternehmen vor Herausforderungen wie steigenden regulatorischen Anforderungen und globalem Wettbewerb, die gezielte Maßnahmen erfordern.
Die Gesundheitswirtschaft ist eine zentrale Säule der südwestfälischen Wirtschaft und bietet insbesondere im Bereich der Medizintechnik erhebliche Wachstumspotenziale. Dies zeigt die aktuelle Studie „Die Gesundheitswirtschaft in Südwestfalen“, die von der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS) in Auftrag gegeben und von IW Consult durchgeführt wurde. Die Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen hat die Studie finanziell unterstützt und inhaltlich begleitet.
Mit 62.800 Beschäftigten stellt die Gesundheitswirtschaft 8,3 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der Region. Sie trägt mit 3,52 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung bei und generiert einen Produktionswert von 5,73 Milliarden Euro. Der industrielle Bereich der Gesundheitswirtschaft – insbesondere die Medizintechnik – zeichnet sich durch eine hohe Innovationskraft aus: Fast 70 Prozent der Unternehmen führen Innovationsaktivitäten durch, was deutlich über dem regionalen Durchschnitt (37,9 Prozent) liegt. Gleichzeitig verzeichnet die Branche ein überdurchschnittliches Wachstum und ist damit ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung in Südwestfalen.
„Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass die Medizintechnik ein entscheidender Zukunftsmarkt für Südwestfalen sein kann“, sagt Jochen Schröder, Geschäftsführer der GWS. „Die Region hat mit ihren industriellen Kompetenzen und ihrem starken Netzwerk beste Voraussetzungen, um sich in diesem Bereich weiter zu etablieren. Die Medizintechnik kann ein stabilisierender Faktor für Unternehmen sein, die vom Strukturwandel in anderen Branchen betroffen sind.“
Strategische Weichenstellung für die Region
Die Studie zeigt, dass viele Industrieunternehmen aus anderen Branchen, insbesondere der Automobilzulieferindustrie, in die Medizintechnik expandieren könnten. Bereits 55 Prozent der befragten Unternehmen, die bisher nicht in der Medizintechnik tätig sind, sehen hier eine Zukunftschance. Viele dieser Unternehmen verfügen über technologische Kompetenzen und Produktionskapazitäten, die mit geringen Anpassungen für die Herstellung medizintechnischer Produkte, wie beispielsweise Sensoren oder Kunststoffteile, genutzt werden können. Die Vernetzung und der gezielte Wissenstransfer innerhalb der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen spielen eine zentrale Rolle, um diesen Wandel zu unterstützen.
„Unsere Präsenz in der Medizintechnik verschafft uns eine stärkere Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Schwankungen“, betont Alexander Zuchowski, Geschäftsleitung der Enders Colsman AG in Werdohl und 1. Vorsitzender der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen. „Das Unternehmensnetzwerk mit fast 60 Mitgliedern besteht seit mehr als 20 Jahren und bietet Erfahrungsaustausch, Informationen und Kooperationen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren aus der Medizintechnik,“ so Zuchowski weiter. Jochen Schröder ergänzt: „Gerade in der aktuellen angespannten wirtschaftlichen Situation stellen wir fest, dass viele Zulieferer neue Märkte insbesondere außerhalb der Automobilindustrie suchen.“
Herausforderungen und Handlungsbedarf
Trotz der positiven Perspektiven steht die Branche vor Herausforderungen: Regulatorische Vorgaben wie die Medical Device Regulation (MDR) setzen die Unternehmen unter Druck, während steigende Energiekosten und Fachkräftemangel die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Laut Studie bewerten 76,9 Prozent der befragten Unternehmen das aktuelle Marktumfeld als ungünstig. Vor allem die gestiegenen bürokratischen Anforderungen erschweren es kleinen und mittelständischen Unternehmen, neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Um diese Hürden zu überwinden, empfehlen die Autoren der Studie eine stärkere politische Unterstützung, die Vereinfachung regulatorischer Prozesse sowie gezielte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und -gewinnung. Gleichzeitig sollten bestehende Unternehmensnetzwerke weiter ausgebaut werden, um den Wissenstransfer zu intensivieren und Unternehmen mit relevanten Partnern zu vernetzen. Die Förderung von Weiterbildungsangeboten und spezialisierten Schulungsprogrammen für die Medizintechnik kann dazu beitragen, den Fachkräftebedarf langfristig zu decken. Ebenso sind Maßnahmen für eine starke Positionierung im globalen Wettbewerb notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Medizintechnikbranche in Südwestfalen nachhaltig zu sichern.
Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit:
Studie „Die Gesundheitswirtschaft in Südwestfalen“ (pdf, 0,85 MB)